Als Studentin für Fotodesign habe ich im fünften Fachsemester ein Auslandsemester an der Srishti School of Art, Design and Technology in Yelahanka, Bangalore in Indien absolviert.
Informiert habe ich mich zuerst auf der Homepage der Fachhochschule Dortmund. Im zweiten Schritt bin ich in das International Office der FH des Fachbereichs Design gegangen. Dort bekommt man eigentlich alle wichtigen Unterlagen.
Ich habe mich mit Kommilitonen die auch ein Auslandssemester planten abgesprochen und diese Unterlagen abgeglichen. Fehlendes konnte ich mir so nachträglich im International Office besorgen. Nachdem ich mich angemeldet und entschieden hatte wohin ich gehen möchte, hat die Vorbereitungszeit ein Semester in Anspruch genommen.
Die Betreuung durch das International Office der FH und den Fachbereich war etwas verwirrend.
Einige Informationen und Unterlagen habe ich wie schon erwähnt erst auf Nachfrage erhalten. Hätte ich mich nicht mit anderen Studenten besprochen hätte ich von diesen gar nicht gewusst. Außerdem erhält man vom Fachbereich teilweise andere Informationen als vom International Office der FH, wobei ich nie genau wusste welche verbindlich ist.
Die Betreuung an der Srishti School of Art, Design and Technology war sehr freundlich und zuvorkommend. In den ersten 2 Wochen kommt allerdings ein enormer Organisationsaufwand auf einen zu und zugegebener maßen hatte ich Schwierigkeiten alles zu verstehen, was später zu Schwierigkeiten führte.
Mit der zugewiesenen Wohnung der Srishti waren alle vier Austauschstudenten nicht zufrieden und wir haben uns so nach einem Monat eine andere Unterkunft gesucht. Wir waren in einem Serviced Appartment zwischen Schule und Innenstadt untergebracht, was zur Folge hatte, dass wir in beide Richtungen lange Wegstrecken zu überwinden hatten. Außerdem war der Service quasi nicht vorhanden.
Angekündigt war Continental Breakfast, A la cart Dinner, Mitbenutzung der Küche gegen geringen Aufpreis, morgentliches Shuttle zum Bus und Wäscheservice. Davon vorhanden waren das Frühstück und die mitbenutzung der Küche, wobei die Küche quasi nicht nutzbar war und das Frühstück aus toast und jam bestand. Auch die Sauberkeit ließ zu wünschen übrig und geputzt wurde grundsätzlich nur auf Nachfrage. All das hätte bei dem zu zahlenden Preis eigentlich nicht passieren dürfen.
Die Wohnungssuche gestalltete sich jedoch als nicht einfach. Als Frau und Studentin die nur ein halbes Jahr bleibt ist es schwer die Hauseigentümer von sich zu überzeugen. Wir haben uns dazu entschieden eine Wohnung in einem großen Apartmenthaus zu beziehen. Dort hatten wir ansatzweise gewohnte Freiheiten und haben zu einem sehr günstigen Preis eine sehr schöne und sogar luxuriöse Wohnung bekommen.
Wenn man wie ich aus dem Fachbereich Design der FH Dortmund kommt, empfindet man die Srishti als riesig. Der Unterricht findet in englischer Sprache statt. Die technische Ausrüstung ist mit der, der FH Dortmund nicht zu vergleichen, das hat mich allerdings nicht negativ beeinflusst. Ein eigener Laptop ist unabdingbar. Die Wahl der Kurse erwies sich als chaotisch. Bevor ich mich beworben habe, habe ich am College nachgefragt ob es möglich ist als Fotodesignstudentin dort zu studieren da diese Fachrichtung nicht im speziellen angeboten wird. Bei der Wahl der Kurse stellte sich allerdings heraus, dass man von mir erwartete auch der Photographie entfernte Fächer zu belegen. Dies viel mir besonders schwer da mir dazu häufig einfach die Fähigkeiten fehlten. Obwohl ich in allen Kursen vorher nachgefragt hatte und man mir in den Erfahrungsbericht Auslandssemester Srishti College of Art, Design and Technology meisten versichert hatte ich könne als Photograph bzw mit Photographie arbeiten interessierte sich eigentlich keiner dafür was ich machte und wussten meine Lehrkörper nicht so richtig etwas mit mir anzufangen. In einem Kurs zur Gestaltung von Homepages wurden uns ausschließlich Youtube Videos gezeigt. Auf konkrete Fragen erhielt ich die Antwort ich solle das mal googlen. Die Kurse fanden bis auf ein großes Projekt in Blöcken statt. Darüber wurden wir zum Teil von Beginn an zum Teil aber auch erst während des Semesters informiert.
Grundsätzlich fühlte ich mich und meine Arbeit als Photograph am Srishti College verkannt und ich habe darum versucht möglichst viele Projekte außerhalb der Universität umzusetzen.
Ich würde jedem empfehlen sich am Anfang des Semsters einen älteren Mitstudenten zu suchen, der einem alle Verfahren erklären kann, der weiß wie welche Dozenten unterrichten und wie das Semester im allgemeinen Abläuft. Die Prüfung am Ende des Semesters ist machbar. Jedoch ist auch diese sehr anders. Eigentlich geht man nur zur Uni und zeigt kurz vor was man gemacht hat.
Die meisten Lehrkörper und Angestellten waren sehr bemüht und versuchten uns den Start am College so einfach wie möglich zu gestalten. Neben dem sehr anderen Kurswahlverfahren musste ich mich auf einer Art Ausländeramt anmelden. Dabei habe ich die Ein- und Ausreisebestimmungen nicht richtig verstanden, was mir später zum Verhängnis wurde, da mir nicht klar war, dass ich bis zu einem von diesem Amt vorgegebenen Termin ausreisen musste der nicht das Ablaufdatum meines Visums war. Ich konnte also am Ende nicht ausreisen und musste eine sehr aufwändige Prozedur zum Erhalt eines Ausreise-Visums durchlaufen. Dies hätte ich ohne die Hilfe eines Freundes und einer Büroangestellten der Uni nicht geschafft.
Indien gilt als Land der Kontraste. Genauso wie ich negative Erfahrungen gemacht habe, habe ich auch sehr positive Erfahrungen machen dürfen. Die Menschen waren sehr interessiert und ich kam überall leicht in Kontakt. Die Attitüde der meisten Menschen ist positiv. Man ist sehr Begeisterungsfähig, außerordentlich gastfreundlich, herzlich und fürsorglich. Ich habe es geschafft wirklich liebe und gute Freunde zu finden, die mich behandelten als gehörte ich zu ihrer Familie, mit denen ich sowohl indische Feste als auch Weihnachten feiern durfte. Ich wurde zu ihnen nach hause eingeladen und wir stehen weiterhin in Kontakt. Mir viel vorallem auf wie wenig oberflächlich meine Mitschüler waren. Meinen Freunden ging es nicht darum zu bestimmten Gruppen zu gehören oder sich nur mit bestimmten Leuten abzugeben. Ich hatte bei vielmehr Menschen als in Deutschland und bei diesen auch viel schneller, das Gefühl einfach akzeptiert und respektiert zu werden für meine Person und nicht für meine Kleidung oder ein Image etc.
Das Srishti College of Art, Design and Technology verfügt über vier Campusse in Yelahanka, Bangalore.
Bangalore ist eine Stadt von der Fläche fast so groß wie Berlin und mit einer Einwohnerzahl doppelt so hoch wie Berlin. Yelahanka allerdings befindet sich weit außerhalb und man braucht ca. eine Stunde mit dem Bus um die Innenstadt zu erreichen.
Ich habe mich für ein DAAD Stipendium beworben und dieses ist mir auch bewilligt worden. Mit diesem Geld konnte ich meinen Aufenthalt sehr gut finanzieren da die Lebenshaltungskosten in Indien verhältnismässig gering sind. Das Geld kam nach bewilligung prompt und ohne Probleme. Da jedoch das Semester in Indien früher beginnt als in Deutschland habe ich die Zusage erst einige wochen nach reiseantritt bekommen. Das unterschreiben der Annahmeerklärung war demnach etwas aufwending. Natürlich habe ich meine Englischkenntnisse sehr verbessern können. Vorallem aber habe ich meiner Meinung nach charakterlich profitiert. Ich bin um einiges mutiger und selbstbewusster geworden.
Mir fällt es viel leichter in Kontakt mit fremden Menschen zu treten und meine Grundhaltung ist um einiges positiver als sie es vorher war. Ich glaube auch ich bin vielen Verhaltensweisen von Menschen in Deutschland gegenüber toleranter geworden. Einfach weil ich selbst die Erfahrung gemacht habe, dass einiges an meinem Verhalten, dass hier als völlig normal empfunden wird in Indien eben mit Verwunderung aufgenommen wurde. Dabei handelte es sich um Kleinigkeiten. Ich habe mich zum Beispiel von einem Freund weggedreht und mir die Nase geputzt, woraufhin der mich ziemlich entsetzt ins Badezimmer schickte. Am Ende hat mir Indien so sehr gefallen, dass ich 14 Tage länger als ursprünglich geplant dort geblieben bin.
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