Ich bin ein Jahr vorher sowohl nach Mailand als auch nach Bologna geflogen um mir die Partnerschulen anzuschauen. In Bologna konnte ich leider mit niemandem von der Uni sprechen, aber die Stadt hat mir sehr gut gefallen. Ich habe im Internet nach Erfahrungsberichten gesucht, habe aber keinen über die Accademia di Belle Arti gefunden. Über Bekannte habe ich aber jemanden aus unserem Fachbereich gefunden, der zwei Semester davor in Bologna war, von der ich mir dann einige Informationen holen konnte.
Im Endeffekt ging die Bewerbung sehr schnell. Ich habe mich relativ kurzfristig entschieden nach Bologna zu gehen, aber innerhalb von vielleicht 1 ½ Monaten war alles getan und ich war angemeldet und in Bologna aufgenommen.
Gerade bei der Anmeldung war ich froh, dass ich an unserer Fachhochschule so gut beraten wurde, und auch im International Office in Dortmund hat man sich gut um mich gekümmert. In Bologna herrschte dagegen leider das Chaos, so richtig Bescheid wusste niemand. Es war schwierig seine Kurse zu finden, weil es überall widersprüchliche Informationen gab und viele Kurse gar nicht existierten. Auch die Internetseite ist nicht sehr übersichtlich. Es waren alle sehr nett zu mir und haben sich für dieses Chaos entschuldigt, und nach ein paar Wochen hatte ich dann auch alle meine Kurse zusammen.
Um eine Wohnung kümmert man sich am besten direkt vor Ort. Es gibt eine Organisation, die SAIS, die Studenten bei der Wohnungssuche hilft. An der Accademia di Belle Arti ist aber alles ein bisschen anders, jedenfalls kümmert sich die SAIS vor allem um die Studenten der DAMS, also der eigentlich Universität von Bologna. Ich habe mir ein billiges Hostel herausgesucht, von dem aus ich dann meine Wohnung gesucht habe. Dafür habe ich zehn Tage gebraucht.
Die Wohnungsanzeigen findet man im Internet, zum Beispiel bei http://www.kijiji.it/ http://www.studenti.it/ http://bologna.bakeca.it oder im Univiertel, wo viele Wohnungsgesuche hängen, zum Beispiel auch in der Via Guasto. Man muss also viel herumtelefonieren und viele Wohnungen anschauen. Die Zimmer sind ziemlich teuer, für ein Einzelzimmer zahlt man je nach Zustand 350-450 Euro. Billiger sind Doppelzimmer, aber mir wäre es unangenehm gewesen mit jemandem, den ich erstmal nicht kenne, ein Zimmer zu teilen. Am besten sucht man sich ein Zimmer im Zentrum oder in der Nähe davon. Nach zehn Tagen habe ich dann ein schönes Zimmer gefunden. Die Wohnung habe ich mir mit einer Italienerin, deren Hund und später auch mit einer weiteren deutschen Erasmusstudentin geteilt. Man sollte unbedingt nach den sonstigen Kosten fragen, denn oft sind die Bollette, also die Rechnungen, im Preis nicht inbegriffen und man erlebt eine Überraschung.
Die Ausstattung der Accademia was den Studiengang Fotografie betrifft ist leider dürftig. Es gibt einen Raum den man als Studio benutzen kann, aber nur unter der Aufsicht eines Tutors. Die Ausrüstung dort darf man nur im Studio benutzen, aber nicht ausleihen. Einführungen in Werkstätten oder für Scanner wurden mir keine angeboten. Man ist ziemlich auf sich alleine gestellt und leider ließ auch die Motivation der meisten Professoren zu wünschen übrig. Die Studenten an der Accademia sind jedenfalls eher unzufrieden, und auch ich bin froh, dass ich im normalfall hier in Dortmund doch mehr Möglichkeiten habe.
An der Accademia gibt es die Studiengänge Malerei, Skulptur, Illustration, Design, Comic, Szenografie und Fotografie. Der Fachbereich Fototgrafie besteht aber erst seit wenigen Jahren. Es ist ein wunderschönes, großes und altes Gebäude in der Via delle Belle Arti, in dem man sich erst einmal zurechtfinden muss. Einige Seminarräume, wie für Szenografie und Filmkurse finden in anderen Gebäuden statt.
Man sollte sich auf jeden Fall schon auf Italienisch verständigen können, denn nicht alle sprechen Englisch dort. Der Unterricht findet auf jeden Fall auf Italienisch statt.
Die meisten Kurse finden einmal die Woche statt, manche zwei Mal, andere nur zweiwöchig. In den Gestaltungskursen bespricht man seine Arbeiten bzw. kann während des Kurses daran weiterarbeiten. Die Technikkurse kann man mit den Gestaltungskursen kombinieren.
Es gibt einen Raum den man als Studio nutzen kann, unter der Aufsicht von einem Tutor. Es gibt ein Schwarz-Weiß-Labor und Scanner. Ausleihen kann man sich von der Accademia gar nichts, es sei denn es wird im Gebäude benutzt.
Die Mensa direkt gegenüber ist sehr gut, aber auch sonst kann man in der Nähe gut essen. Pizza Casa in der Via delle Belle Arti zum Beispiel oder an der Piazza Verdi. Wer sich für Illustration interessiert sollte einen Kurs bei Chiara Carrer belegen, deren Kurse sind sehr gut und sie interessiert sich sehr für den Fortschritt ihrer Studenten.
In den Prüfungen werden normalerweise einfach noch mal die fertigen Projekte gezeigt. Die Prüfung findet nur mit dem jeweiligen Professoren statt. Man muss sich einige Wochen vorher in die Prüfungslisten eintragen, die an den Wänden der Accademia hängen. Man muss sich auf lange Wartezeiten einstellen, denn meist gibt es einen Prüfungsbeginn, zu dem dann alle da sein müssen, und dann kommen alle nacheinander dran.
Die Leute im Erasmusbüro sind sehr nett und bemühen sich sehr einem zu helfen. Die Stadt hat einiges zu bieten und die Bewohner sind sehr offen und freundlich. Es ist eine Studentenstadt und immer belebt, außer in den heißen Sommermonaten Juli und August. Ansonsten ist im Zentrum immer was los, tagsüber und nachts, überall sind Musik, Märkte, Veranstaltungen. Im Sommer gab es ein Freilichtkino auf der Piazza Maggiore, das war umsonst und hat sehr gute Filme gespielt.
In der Accademia wird man von Professoren und Kommilitonen sehr freundlich aufgenommen. Auch sonst ist es nicht schwer mit Leuten in Kontakt zu kommen. Alle sind sehr freundlich und hilfsbereit.
Die Lebenskosten sind schon sehr hoch. Für ein Zimmer in einer WG zahlt man mindestens 350 Euro. Wenn die Rechnungen da noch nicht drin enthalten sind kommt man schon eher auf 450 Euro. Will man weniger zahlen muss man sich schon ein Zimmer mit jemand anderem teilen. Ausgehen dagegen ist schon günstiger. Ab 7 Uhr gibt es überall Aperitivo, wo man etwas trinken und dazu umsonst Kleinigkeiten essen kann.
Zum Essen gehen kann ich das Marsalino empfehlen in der Via Marsala und l’Orsa, ganz in der Nähe. Bei Pizza Casa gibt es sehr gute Pizzen, bei den Due Torri ebenfalls, aber bei beiden sind sie zum Mitnehmen. Eine gute Pizzeria aber mit unfreundlichen Kellnern ist Il Sellaio. Ich kann das Freilichtkino auf der Piazza Maggiore sehr empfehlen, was aber nur ein paar Wochen im Sommer ist. Dann das Cinema Lumière und zum Ausgehen alles rund um die Piazza Verdi. Auf die San Luca sollte man mal hochgehen und auch auf den Turm der Stadt. Auch wenn die Studenten einen warnen, dass man dann nie seinen Abschluss schaffen wird..
Die Sprache verbessert sich auf jeden Fall enorm, wenn man nicht gerade nur mit anderen Erasmusstudenten unterwegs ist. In Italien zu leben ist doch auch ein recht großer Unterschied zu Deutschland. Man muss lernen etwas Gleichmütiger zu werden und nicht alles so genau zu nehmen, aber das geht recht schnell. Für mich war es auf jeden Fall eine sehr schöne Erfahrung in dieser tollen Stadt zu leben und ich habe einige gute Freunde gewonnen. Das Studium an der Accademia hat mich leider nicht viel weitergebracht. Dafür weiß ich jetzt die Möglichkeiten die ich hier habe mehr zu schätzen.
Dazu kann ich leider nicht viel sagen, da ich im Endeffekt kein Erasmusgeld bekommen habe.
Der Aufenthalt in Italien hat mir sehr gut gefallen. Leider gab es auch viele frustrierende Momente, die hauptsächlich das Studium und die Kurse betrafen. Die Accademia di Belle Arti di Bologna ist eine Universität mit vielen sehr freundlichen Menschen, aber die Qualität der Kurse und die Ausstattung waren sehr unbefriedigend. Die Studenten haben kaum Möglichkeiten sich Arbeitsmaterialien auszuleihen, Computer oder ein Studio zu nutzen. Durch den Aufenthalt weiß ich jetzt also den sehr hohen Standart, den wir hier in Dortmund haben, mehr zu schätzen. Wenn man aber mit der Vorstellung geht, neben der Fotografie noch mal in die anderen Studienfächer wie Malerei, Skulptur, Illustration und Comic reinzuschnuppern, dann ist man genau richtig. Alle gehen sehr freundlich auf einen zu und wenn man die richtigen Kurse und Professoren findet, kann man durchaus viel lernen. Allgemein wurde ich in der Stadt sehr freundlich aufgenommen, ich habe viele nette Menschen und einige wichtige Freunde kennengelernt und werde sicher noch oft zurückkehren. Die Stadt macht es einem leicht, sich heimisch zu fühlen.
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